Wir alle gehen mit gewissen Grundannahmen durch die Welt. Sie helfen uns, uns in kürzester Zeit zu orientieren und die wichtigsten Informationen aus der Umwelt herauszufiltern. Doch diese Annahmen können verzerrt sein und eine negative Bewertung über eine Gruppe von Menschen implizieren. Auch Herzkinder werden von Vorurteilen nicht verschont.
Herzkinder hören verletzende Aussagen wie:
- Stell dich nicht so an!
- Du bist doch gar nicht krank!
- Mit dir kann man doch nichts unternehmen, du kannst ja nichts.
- Herzfehler haben doch nur ältere Menschen!
- und viele mehr...
Das ist nur eine sehr kleine Auswahl an Beispielen, die wir anhand von Befragung unserer Mitglieder gesammelt haben. Aber selbst diese wenigen Sätze machen deutlich, wie verschieden die Vorurteile sind, mit denen Herzkinder zu kämpfen haben.
Einige behaupten, Herzkinder sähen doch gesund aus, also sind sie auch gesund. Andere wiederum sehen in ihnen zerbrechliche und kaum belastbare Menschen. Eine ebenfalls sehr weit verbreitete Meinung ist, dass Herzkrankheiten nur ältere Leute bekommen können.
Allein die Tatsache, dass solche Meinungen in den Köpfen der Menschen sind, zeigt, wie wichtig unsere Arbeit ist. Zu unseren Aufgaben gehört es auch, die Öffentlichkeit auf das Thema angeborene Herzfehler aufmerksam zu machen und ein Bewusstsein hierfür zu schaffen.
Vorurteile vs. Fakten
„Herzkinder dürfen keinen Sport machen.“
Die körperliche Belastbarkeit eines herzkranken Kindes kann individuell sehr unterschiedlich sein. Je nach Schwere des Herzfehlers, Alter des Kindes, durchgeführten Operationen, verordneter Medikamente und ggf. weiteren Erkrankungen, ist die Leistungsfähigkeit des Herzens mitunter deutlich eingeschränkt, was sportliche Aktivitäten erschwert oder sogar ausschließt. Nach ärztlicher Rücksprache kann jedoch auch Sport zum Alltag eines Herzkindes gehören. Es gibt sogar Profisportler mit angeborenem Herzfehler: z.B. Fußballer Gerald Asamoah und Christian Eriksen, Triathlet Henrik Buschmann oder Basketballer Phil Sellers. Sogar „Mister Universe“ Arnold Schwarzenegger ist mit einer Herzklappenanomalie zur Welt gekommen. Ganz schön stark, oder?!
„Herzkinder kriegen Probleme in der Schule.“
Herzkinder können in der Regel ganz normale Schulen besuchen. Auch wenn es Einschränkungen z.B. im Sportunterricht geben sollte, wird dies bei der Benotung zumeist berücksichtigt. Aufgrund von Krankenhausaufenthalten, Rehamaßnahmen etc. kann es zu Unterrichtsausfällen kommen. In solchen Fällen können Lernroboter (auch über unseren Verein ausleihbar) helfen.
Statistisch gesehen sind Herzkinder sogar richtig gut in der Schule! Ganze 46 Prozent der Herzkinder erreichen das Abitur – deutlich mehr als im Bundesdurchschnitt aller Schüler:innen (32 Prozent). Mehr zu Herzkindern in der Schule
„Herzkinder haben es schwer im Berufsleben.“
Nur weil nicht jeder Beruf für herzkranke Menschen geeignet ist, heißt das nicht, dass Herzkinder später Schwierigkeiten im Berufsleben haben müssen. Besonders Schicht- und Nachtdienste oder sehr stressige oder körperlich anstrengende Berufe können eine Belastung für Herzpatient:innen sein. Andererseits gibt es zahlreiche (neue) Berufsfelder, die problemlos für erwachsene Herzkinder (EMAHs) erlernbar und dauerhaft ausführbar sind. Um solche Berufsbilder, Ausbildungen und Jobs zu finden, helfen spezielle Berufsberater:innen. Die großen Arbeitsagenturen bieten u.a. für Menschen mit Schwerbehinderungen und körperlichen Einschränkungen gezielte Beratungen an.
Kennst du solche Vorurteile oder blöde Kommentare aus eigener Erfahrung?
Schreib uns gerne deine Erfahrungen. Wir werden solche Klischees und Stereotypen regelmäßig unter die Lupe nehmen und werden nicht müde, die vielfältigen Stärken und Begabungen von Herzkindern zu betonen.