„Ich bin Feel-Good-Managerin auf der Kinderkardiologie.“
Wir haben Katrin Höse auf der Kinderkardiologie im UKM besucht. Katrin ist ausgebildete Erzieherin und als solche auf der Kinderkardiologie tätig. Auf die Frage, was ihre Aufgaben sind, antwortet Katrin: „Ich bin hier die Feel-Good-Managerin“. Doch was bedeutet das überhaupt? In dem folgenden Interview gibt Katrin dir einen Einblick in die verschiedenen Facetten ihrer Arbeit
Verein: Welche Ausbildung hast du absolviert?
Katrin: Nach dem Schulabschluss Fachhochschulreife habe ich eine Ausbildung zur Erzieherin begonnen. Im Anschluss an meine Ausbildung habe ich im Regelkindergarten angefangen zu arbeiten. Im Laufe meines Berufslebens habe ich aber zum Beispiel auch in einem heilpädagogischen Kindergarten gearbeitet. Neben meinem Beruf engagiere ich mich seit knapp 30 Jahren ehrenamtlich als Rettungssanitäterin.
Verein: Warum hast du dich für eine Ausbildung zur Erzieherin entschieden?
Katrin: Ich habe als Jugendliche als Babysitterin gearbeitet und gemerkt, dass Kinder und ich uns gut verstehen und Kinder sehr neugierig sind. Mir hat die Betreuung der Kinder sehr viel Spaß gemacht und ich fand die Vorstellung, Kinder ein Stück ihres Weges begleiten zu dürfen sehr schön. So war der Beruf Erzieherin naheliegend.
Verein: Warum hast du im UKM als Erzieherin angefangen und arbeitest nicht mehr im Kindergarten?
Katrin: Ich liebe meinen Beruf. Aber nach über 20 Jahren Jahren wollte ich gerne einmal woanders arbeiten als im Kindergarten. Und als ich die Stellenanzeige vom UKM gesehen habe, dachte ich: „Wow, ja. Das will ich machen.“
Verein: Was sind deine Aufgaben auf der Kinderkardiologie?
Katrin: Ich versuche für gute Laune zu sorgen! Ein Krankenhausaufenthalt ist belastend für die gesamte Familie. Je nachdem, wo die Familie wohnt, bekommen die Kinder mal mehr oder mal weniger Besuch. Den Kindergarten oder die Schule können die Kinder während des Krankenhausaufenthalts nicht besuchen. Dementsprechend sind über Tag mehrere Zeitfenster, in denen die Kinder keine Aufgaben oder Ablenkung haben. Um zu vermeiden, dass die Kinder sich zurückziehen und den ganzen Tag im Bett liegen, bin ich da. Ich verabrede mich mit den Kindern zum Basteln, Spazieren gehen, zum Lesen, je nachdem, worauf die Kinder Lust haben.
Verein: Hast du auch viel Kontakt zu den Eltern der Herzkinder?
Katrin: Generell ja. Es kommt auf die familiäre und die Wohnsituation des Herzkindes an, aber mit den Eltern habe ich in der Regel ebenfalls viel Kontakt. Typischerweise übernehme ich die Kinderbetreuung, damit die Eltern essen gehen oder sich mal ausruhen können. Viele Eltern finden in mir auch einen Gesprächspartner. In den Gesprächen geht es um unterschiedliche Themen. Zum Beispiel hat mich ein Elternteil mal nach Erziehungstipps gefragt.
Verein: Wie reagieren die Eltern auf dich?
Katrin: Die Eltern sind sehr positiv überrascht. Nicht jede Klinik hat eine Erzieherin. Daher sind die Eltern sehr dankbar dafür, dass das UKM diese Stelle damals geschaffen hat und bringen mir viel Wertschätzung entgegen.
Verein: Wie sieht ein typischer Tagesablauf bei dir aus?
Katrin: Den typischen Tagesablauf gibt es tatsächlich für mich nicht. Jeder Tag ist anders. Kinder werden aufgenommen, dafür werden andere Kinder wieder entlassen. Jedes Kind hat seine eigenen Themen und Interessen und darauf muss ich mich einlassen. Ich versuche aber jeden Morgen mit einer Runde durch die Kinderkardiologie zu beginnen. Dabei gehe ich von Zimmer zu Zimmer und begrüße jedes der Kinder und die Begleitpersonen. Dabei frage ich, wie die Nacht des Kindes war und wie es ihm geht. Oft verabrede ich mich mit den Kindern zu einer Aktion, je nachdem worauf sie Lust haben.
Verein: Welche Aktionen unternimmst du mit den Kindern?
Katrin: Das ist ganz unterschiedlich. Im Spielzimmer habe ich unterschiedliches Bastelmaterial, Bücher und Spiele. Zu Sankt Martin habe ich mir beispielsweise vorgenommen mit den Kindern Laternen zu basteln. Aber auch Deko für die Station bastele ich sehr gerne mit den Kindern. Die Station soll bunt und fröhlich aussehen, sodass sich die Kinder wohl fühlen. Jedes Kind hat andere Interessen und Vorlieben. Ich versuche so gut wie möglich mit meinen vorhandenen Ressourcen auf die Wünsche der Kinder einzugehen. Die Aktionen für die Kinder sind allerdings nicht nur abhängig von den Wünschen der Kinder und den zur Verfügung stehenden Ressourcen. Auch das Alter der Kinder spielt eine Rolle, die Betreuung durch die Eltern und die gesundheitliche Verfassung der Kinder. Ältere Kinder haben andere Interessen als jüngere Kinder. Ich betreute zum Beispiel mal eine Jugendliche auf der Station, die kein Interesse an Basteln und Zeichnen hatte. In Absprache mit den ÄrztInnen und dem Verein konnten wir es ermöglichen, dass ich hin und wieder mit ihr das Café Bistro 21 oben auf dem Ostturm des UKM aufsuchen und mit ihr einen Kakao trinken konnte. Solche Ausflüge müssen natürlich mit dem gesundheitlichen Zustand der Kinder vereinbar und im Vorfeld abgesprochen sein. Die Intensität der Betreuung richtet sich auch danach, ob das Kind viel Besuch bekommt. Ein Kind, dass aufgrund des weit entfernten Wohnortes der Eltern selten besucht wird, wird von mir intensiver betreut. Generell versuche ich aber meine Zeit so einzuteilen, dass ich jedem Kind gerecht werden kann.
Verein: Wie unterstützt der Verein deine Arbeit?
Katrin: Der Verein erweitert mit seiner Arbeit meine Ressourcen. Das UKM ermöglicht mir, überhaupt als Erzieherin auf der Station zu arbeiten und die Betreuung der Kinder abwechslungsreich zu gestalten. Allerdings, wie es bei jedem Klinikum ist, sind die Ressourcen begrenzt. Das UKM muss finanzielle Mittel für alle Stationen zur Verfügung stellen, weshalb das Kontingent begrenzt ist. Der Verein ermöglicht mir, mein Kontingent unkompliziert zu erweitern. So ist es möglich, dass ich Spielzeuge für die Trösterkiste anschaffen kann oder weiteres Bastelmaterial. Aber auch für die Eltern können Sitzgelegenheiten geschaffen werden, aber auch Beschäftigungsmöglichkeiten zum Beispiel durch die Nähmaschine.
Verein: Wie erlebst du die Zusammenarbeit?
Katrin: Unkompliziert und allzeit bereit. Die Zusammenarbeit zwischen dem UKM und dem Verein ist gut abgesprochen und etabliert, sodass es für mich möglich ist, in kurzer Zeit Projekte und Ideen umsetzen zu können. Die Kinder sind in der Regel nicht mehrere Wochen auf der Station. Deshalb bleibt mir nur wenig Zeit, um mir Aktionen für die Kinder zu überlegen und durchzuführen.
Verein: Was sind die schönsten Momente in deinem Beruf?
Katrin: Der schönste Moment in meinem Alltag sind die fröhlichen Kinderaugen jeden Morgen. Wenn ich merke, dass die Kinder bereits auf mich gewartet haben und sich darauf freuen, mit mir zu basteln oder zu lesen, bestärkt mich das darin, wie ich meine Arbeit gestalte. Ich versuche auf die Bedürfnisse von jedem Kind gut einzugehen. Ich überlege mir verschiedene Aktionen für die Kinder. Hierfür frage ich oft in anderen Bereichen des UKM an, beispielsweise bei der Werksfeuerwehr. Es ist unglaublich schön, wie aufgeschlossen und hilfsbereit die Menschen im UKM sind. Wir alle möchten den Kindern eine schöne Zeit bescheren, damit sie ihre Freude am Leben nicht verlieren und ihre Sorgen und Ängste für einige Zeit vergessen können. Teilweise sind die Herzkinder sogar traurig, wenn sie entlassen werden.
Verein: Was sind herausfordernde Momente in deinem Beruf?
Katrin: Es passiert zwar selten, dass ein Herzkind stirbt, aber leider kommt es immer mal wieder vor. Solch ein trauriges Ereignis nimmt mich natürlich mit. Gerade bei Kindern, die palliativ versorgt werden, ist es mir besonders wichtig, den Aufenthalt der Kinder auf der Station so angenehmen wie möglich zu gestalten. Sie sollen ihre Zeit genießen, glücklich sein und noch schöne Erinnerungen sammeln. Am Ende die Rückmeldung der Eltern zu bekommen, dass es mir, bzw dem Team der Station gelungen ist, bestätigt mich dabei!
Verein: Hast du es je bereut, dich für die Stelle als Erzieherin im UKM entschieden zu haben?
Katrin: Nein, ich liebe diesen Job. Ganz im Gegenteil, ich bin so froh, dass ich mich für diesen Job entschieden habe und auch genommen wurde. Wobei, tatsächlich muss ich zugeben, ein einziges Mal habe ich es bereut. Und zwar an meinem ersten Tag, als ich mich hoffnungslos im Gebäude verlaufen habe und dachte, ich würde mich hier nie zurechtfinden. Am nächsten Tag bekam ich aber eine Führung durch die Klinik und finde mich mittlerweile gut zurecht. Und seitdem habe ich es auf jeden Fall nicht bereut.
Vielen Dank für die Offenheit und die informativen Einblicke in deine Arbeit. Auf diesem Weg möchten wir uns auch noch mal ganz herzlich für dein Engagement bedanken.