Eine zweite Familie

Wie Alltagshelferin Caren ihr Ehrenamt erlebt:

Als ich aufgrund eines Studiengangwechsels im Wintersemester 2019 plötzlich einen ungewohnt leeren Stundenplan hatte, war für mich schnell klar, dass ich meine neu gewonnene Freizeit gern ehrenamtlich nutzen möchte. Nach kurzer Recherche im Internet, wurde ich auf den Verein „Herzkranke Kinder e.V.“ aufmerksam. 

Da ich zuvor bereits ein halbes Jahr im Ausland als Aupair gearbeitet hatte, war mir die Arbeit mit Kindern nicht fremd und innerhalb von Minuten war eine Bewerbungsmail geschrieben. Danach ging alles ziemlich schnell: Bereits nach ein paar Tagen war ich bei Julia, meiner Ansprechpartnerin im Verein, zum Kennenlernen eingeladen und schon im Anschluss des Gesprächs bekam ich die Kontaktdaten von einer Familie mit einem zwei Monate alten herzkranken Kind.

Ein paar Tage und Whatsapp-Nachrichten später fand ich mich im Wohnzimmer der Familie wieder und lernte Fiete kennen. Dieser kam im August 2019 mit einem Herzfehler zur Welt und war zwei Wochen zuvor grade am offenen Herzen operiert worden. Ich verstand mich direkt sehr gut mit seinen Eltern und wir verabredeten gemeinsame Termine für die nächsten Wochen.

Zunächst war ich noch sehr unsicher im Umgang mit einem herzkranken Kind, wie Fiete: Wie trage ich ihn am besten? Wie beruhige ich ihn am schnellsten? Und bin ich dieser Verantwortung überhaupt gewachsen?

Doch man wächst ja bekannterweise mit seinen Aufgaben und so wurde nicht nur mein Umgang mit Fiete routinierter, ich fand mich auch immer häufiger beim gemeinsamen Abendessen, Grillen oder Kaffee trinken bei meiner Wahl-Münster-Familie wieder.

Heute, knapp zwei Jahre später, findet man Fiete und mich meistens auf diversen Spielplätzen Münsters, wo wir gemeinsam Sandburgen bauen und die Rutsche unsicher machen. Oft hole ich ihn direkt von der Tagesmutter ab und freue mich besonders in stressigen Klausurenphasen mal etwas ganz anderes machen und den Kopf ein wenig abschalten zu dürfen. Mit Fietes Familie habe ich fern von meiner Heimat eine zweite Familie, bei der ich mich jederzeit wie zuhause fühlen darf, gefunden. Schon jetzt bin ich mir sehr sicher, dass mich dieses Ehrenamt noch sehr lange begleiten und mir mein ganzes Leben unvergessen bleiben wird!

Eure Caren